Mit dem Aktionsplan Klimaschutz haben sich die Stadtwerke Bielefeld eindeutig positioniert. Das Ziel: Bis zum Jahr 2040 soll die Unternehmensgruppe vollständig klimaneutral sein. Ein treibender Faktor wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien sein. Beim Thema Klimaschutz denken die Stadtwerke aber auch über die Grenzen Bielefelds hinaus. Dass zeigen Windenergie-Pläne, die der Energieversorger zusammen mit der Gemeinde Leopoldshöhe umsetzen möchte. Ein Projekt, das aufgrund seines kooperativen Charakters einen Mehrwert für die gesamte Region bieten kann.
Die lippische Gemeinde und der Energieversorger sind bereits seit dem vergangenen Jahr im Austausch. Gemeinsam wurden Potenzialflächen für Windkraft identifiziert, um ein solches Projekt in einer engen Partnerschaft und mit der Beteiligung von Verwaltung, politischen Gremien sowie Bürgerinnen und Bürgern umzusetzen. „Hier lassen sich optimal die Erfahrungswerte der Stadtwerke im Bereich Windenergie und der Mehrwert für die Gemeinde Leopoldshöhe koppeln. Gleichzeitig hilft ein solches Projekt, den Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter voranzutreiben“, sagt Rainer Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Bielefeld.
Pläne der Politik vorgestellt
Unabhängig vom weiteren Projektverlauf begrüßt Prof. Dr. Martin Hoffmann, Bürgermeister in Leopoldshöhe, die Pläne sehr: „Erneuerbare Energien sind ein zentrales Instrument, damit die Energiewende gelingen kann. Wir freuen uns, dass unsere Gemeinde dabei eine aktive Rolle übernehmen kann. Wenn das Projekt umgesetzt werden sollte, könnte Leopoldshöhe bilanziell klimaneutral werden – ein echter Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Gemeinde.“
Gemeinsam mit der Verwaltung haben die Stadtwerke Bielefeld die Pläne in den vergangenen Monaten bereits der Politik vorgestellt – sowohl im Hochbau- und Planungsausschuss als auch im Austausch mit den einzelnen Fraktionen. „Potenzial würde sich nach der Gesamtanalyse in vier Gebieten ergeben. Auf den Flächen könnten bis zu sechs Windenergieanlagen errichtet werden. Es ist aber wichtig zu betonen, dass wir im Planungs- und Genehmigungsverfahren noch ganz am Anfang stehen. Es gibt noch keine Beschlüsse. Auch deshalb sind wir durchgehend im Austausch mit allen Beteiligten gewesen, um das Vorhaben und den Prozess transparent zu gestalten. Wir haben aber bereits viele positive Rückmeldungen aus der Politik und der Verwaltung erhalten“, sagt Tobias Altehülshorst, Geschäftsbereichsleiter Erneuerbare Energien bei den Stadtwerken Bielefeld.
Rückenwind für die Planungen erhoffen sich Verwaltung und Energieversorger von der Politik. Ob und wie die Pläne umgesetzt werden, ist abhängig von den kommenden Beschlüssen im Hochbau- und Planungsausschuss sowie im Gemeinderat von Leopoldshöhe. Erst mit einer positiven Entscheidung für einen Aufstellungsbeschluss kann das Bauleitplanverfahren angestoßen werden. Im weiteren Verlauf dieses Verfahrens wird sich ergeben, welche Flächen und wie viele Windenergieanlagen final infrage kommen könnten. Für alle relevanten Standorte sind bereits Gestattungsverträge zwischen den Flächeneigentümern sowie den Stadtwerken gesichert worden.
Mehrere Gemeinden könnten profitieren
Mit der Errichtung von maximal sechs Anlagen (180 bis 250 Meter hoch) könnten etwa 68.000 Megawattstunde (MWh) Strom pro Jahr erzeugt werden. „Geht man einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 2700 Kilowattstunden pro Haushalt und Jahr aus, wäre es möglich, mit dieser Leistung 25.000 Haushalte zu versorgen. Für Leopoldshöhe bedeutet das, dass der gesamte Strombedarf mit den Windenergieanalgen bilanziell gedeckt wäre“, erläutert Johannes Renz, der Projektleiter bei den Stadtwerken Bielefeld.
Auch wirtschaftlich könnte die Gemeinde profitieren. Pro erzeugter Kilowattstunde Strom würden laut Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) 0,2 Cent in die Gemeindekasse fließen. Die EEG-Abgabe kommt allerdings nicht allein Leopoldshöhe zugute, sondern gleich mehreren Gemeinden und Städten. Die Zahlung von 0,2 Cent/kWh wird je Anlage in einem Umkreis von 2.500 Metern (anteilig der Fläche) an die angrenzenden Gemeinden verteilt. Je nach finalen Standorten und Anlagen-Anzahl könnten demnach auch Bad Salzuflen, Lage und Bielefeld von der Abgabe profitieren.
Bürgerbeteiligung und Bürgerwindfonds geplant
Für Bürgerinnen und Bürger in Leopoldshöhe soll es attraktive Möglichkeiten zur finanziellen Beteiligung geben. So ist eine Bürgerbeteiligung an den Windenergieanlagen geplant. Wie genau diese ausgestaltet wird, hängt schließlich von der Anzahl der Anlagen als auch vom Beteiligungswillen der Bürgerinnen und Bürger im Laufe des Verfahrens ab.
Darüber gibt es von Verwaltung und Stadtwerken Überlegungen zu einem Bürgerwindfonds. Die Flächeneigentümer würden hierfür auf einen erheblichen Teil ihrer Pacht verzichten. „Dieser Teil geht dann in den Bürgerwindfonds. Mit den Mitteln aus diesem Topf könnten Projekte und Einrichtungen in Leopoldshöhe finanziell unterstützt werden. Nach den aktuellen Ertragsmodellen würden auf diesem Weg bis zu 75.000 Euro pro Jahr zusammenkommen. Wie hoch diese Summe am Ende ausfällt, hängt davon ab, wie viele der Anlagen auf den Potenzialflächen umgesetzt werden könnten“, betont Tobias Altehülshorst.