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Klimafreundlich unterwegs – wie der Bielefelder ÖPNV in Zukunft noch nachhaltiger wird

Damit die Verkehrswende nachhaltig gelingt, braucht es einen Mix geeigneter Maßnahmen. Mehr Mobilität durch Netzerweiterungen, modernste Technikund Sharing-Angebote zum Beispiel. Im Interview erzählt Experte Ralf Schönenberg, was moBiel alles tut, um den Bielefelder ÖPNV in Zukunft noch klimafreundlicher und attraktiver zu gestalten.

Rund 30 Millionen Menschen nutzen in Deutschland täglich die Angebote des ÖPNV. Dadurch können laut des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) jährlich mehr als 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO₂) eingespart werden. Ein erfreulicher Erfolg für mehr Klimaschutz im Verkehr.

Trotzdem bleibt viel zu tun, damit die Verkehrswende nachhaltig gelingt. Noch zählt der Verkehr mit einem Anteil von 19 Prozent zu den größten Verursachern von Treibhausgasen in Deutschland. Vor allem der motorisierte Individualverkehr stellt ein Problem für den Klimaschutz dar. Sein Anteil an der Verkehrsleistung lag in 2022 in Deutschland bei 74 Prozent. Es wird also dringend Zeit, mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen.

Was in unserer Stadt gerade alles so Spannendes passiert, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und umweltfreundlicher zu gestalten, verrät Ralf Schönenberg, Leiter Fahrzeuge bei moBiel.

 

Herr Schönenberg, wie sieht’s mit der Nutzung des ÖPNV in Bielefeld aus?

Gut. In Bielefeld nutzen über 60 Millionen Menschen jährlich den Öffentlichen Personennahverkehr, zur Tunneleröffnung im Jahr 1990 waren es noch 23 Millionen. Die Nutzung des ÖPNV hat über die Jahre also kontinuierlich zugenommen. Werktags kommen wir derzeit auf etwa 220.000 Fahrgäste.

 

Das klingt sehr erfreulich, trotzdem setzen viele Bielefelderinnen und Bielefelder lieber aufs Auto. Woran liegt‘s?

Erreichbarkeit ist hier ein wichtiges Thema. Unser Streckennetz muss barrierefrei ausgebaut werden, damit auch die Menschen in den äußeren Stadtbezirken wie Jöllenbeck leben, eine bessere Anbindung haben. Hinzu kommen der hohe Krankenstand und der Personalmangel, die in diesem Winter zu vielen Ausfällen geführt haben. Für die betroffenen Fahrgäste war das natürlich frustrierend.

Teilweise hat es oft aber einfach auch mit Gewohnheit und Bequemlichkeit zu tun, dass man lieber das Auto nimmt, denn das steht schließlich direkt vor der Tür. Manche Menschen bevorzugen es außerdem, die Situation – zumindest gefühlt – selbst in der Hand zu haben, auch wenn man im Stadtverkehr für viele Strecken mit dem Auto länger braucht als mit der Bahn.

 

 

Wie kann der ÖPNV für alle attraktiver werden?

Wichtig ist, alles, was bereits geplant ist, möglichst zeitnah umzusetzen. Zum Beispiel die Verlängerung der Linie 1 bis nach Sennestadt. Durch den Ausbau sind die Einwohnerinnen und Einwohner in Zukunft zehn Minuten schneller in der Bielefelder Innenstadt.

Derzeit befinden sich außerdem die Verlängerung der Linie 2 oder 3 bis Hillegossen und die Erweiterung der Linie 4 über den neuen Hochschulcampus Nord bis zur Schloßhofstraße in der Planungsphase. Hinzu kommt, dass wir die Taktung der Buslinien in vielen Außenbezirken erhöht haben.

Generell möchten wir mehr Außenbezirke ans StadtBahnnetz bringen, denn das Umsteigen von Bus auf Bahn dauert zu lange und macht die Nutzung unattraktiv. Leider sind die bürokratischen Hürden für einen zielgerichteten StadtBahn-Ausbau sehr hoch. Einerseits reden alle von der Verkehrswende, die Umsetzung scheitert dann jedoch oft an Politik und Behörden. Hier müsste es auf jeden Fall Beschleunigungsverfahren geben.

 

Der Öffentliche Nahverkehr ist eine der nachhaltigsten Varianten für Mobilität. Was tut moBiel, um den ÖPNV besonders klimaschonend zu gestalten?

Da sind wir von moBiel eigentlich immer ganz vorne mit dabei. Die StadtBahn gibt es in Bielefeld seit mehr als 122 Jahren – ein Meilenstein in Sachen Elektromobilität.

Für die Umwelt setzen wir auf modernste Technik, auch bei unserer Fahrzeugflotte. Der neue Vamos, der zum Beispiel auf der Linie 4 eingesetzt wird, kann beim Bremsen mehr Energie rückgewinnen als die älteren StadtBahn-Modelle. Diese Energie kann von anderen Bahnen für die Beschleunigung genutzt werden. Dank der Wechselrichter, die im StadtBahn-Netz eingebaut wurden, können wir die Bremsenergie außerdem unter anderem für die Beleuchtung von Haltestellen oder Aufzügen und Rolltreppen nutzen. Allein im Jahr 2022 wurden so rund 1,44 Millionen kWh Strom zurückgewonnen- und über 680 Tonnen CO₂ eingespart.

Hinzu kommt, dass der Vamos deutlich mehr Kapazität hat. Er bietet Platz für 460 Leute, das entspricht vier Gelenkbussen. Alle unsere 81 StadtBahnen fahren übrigens mit 100 Prozent Ökostrom.

Was unsere Busse betrifft, haben wir immer auf die Abgasnormen geachtet und keinen Aufwand gescheut. So erwarben wir damals direkt auch die ersten Euro-6-Norm-Busse, die überhaupt geliefert werden konnten. Mittlerweile gehören 50 Hybrid-Busse zur moBiel-Fahrzeugflotte, mit denen wir eine Spritersparnis von zehn Prozent erreichen. Das ist gar nicht mal so wenig, wenn man bedenkt, wie viel Strecke die machen.

Seit Mai 2022 sind außerdem vier Wasserstoffbusse für moBiel in Bielefeld unterwegs. Damit zählen wir zu den Vorreitern, die diese Technologie ausprobieren. Auch unsere Wasserstoff-Tankstelle ist die einzige, die es in Bielefeld gibt.

 

Wie nachhaltig sind Wasserstoffbusse?

Wasserstoffbusse gehören zu den umweltfreundlichsten Fahrzeugen im ÖPNV. Denn bei der Erzeugung der elektrischen Energie, mit der sie fahren, entstehen keine schädlichen Abgase. Es kommt nur Wasserdampf hinten raus.

 

Und welche weiteren Vorteile bieten sie?

Bei der chemischen Reaktion, die zur Erzeugung der elektrischen Energie genutzt wird, entsteht Wärme. Diese kann im Winter für die Beheizung der Busse verwendet werden. Hinzu kommt, dass die Busse deutlich geräuschärmer unterwegs sind.  Trotzdem haben unsere Wasserstoffbusse eine Reichweite von etwa 400 Kilometern. Das bedeutet, dass die Busse, die zum Beispiel auf der Linie 29 fahren, nur einmal pro Tag vollgetankt werden müssen.

 

Wo kommt der Wasserstoff her?

Derzeit werden unsere Wasserstoff-Bussemit angeliefertem grünem Wasserstoff betankt. Die Tanks stehen auf dem Gelände an der Müllverbrennungsanlage Bielefeld. Sie sind für 1.000 Kilogramm Wasserstoff ausgelegt und werden durch Tanklastwagen befüllt.

 

Welche Rolle spielt der Innovationspark neben der Müllverbrennungsanlage dabei, den ÖPNV besonders nachhaltig zu gestalten?

Eine sehr wichtige. Um einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können, plant die Stadtwerke Bielefeld Gruppe den Bau eines sogenannten Elektrolyseurs. Dieser kann direkt vor Ort eigenen grünen Wasserstoff produzieren, indem er Wasser in seine Grundelemente Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt und dafür klimafreundlichen Strom aus der Müllverbrennungsanlage nutzt. Der Strom stammt zu mehr als 50 Prozent aus Holz, Papier oder Pflanzen- und Speiseresten.

Für dieses Mammutprojekt ist innerhalb von nur zehn Monaten der 6.700 Quadratmeter große „Innovationspark Sektorenkopplung“ entstanden, inklusive der Gebäude und Anlagen, die den Betrieb der Wasserstoff-Busse benötigt werden. Das ist ein geschlossener Kreislauf, nachhaltiger geht’s nicht. Damit sind wir ein ziemlicher Vorreiter, da alles an einem Standort ist.

 

Gibt es weitere spannende Pläne für die Zukunft?

Innovative Technik macht vieles möglich. Wir denken an die nächste Fahrzeuggeneration und möchten den Bestand sukzessiv umzustellen. Aber dafür müssen die Fahrzeuge natürlich auch lieferbar sein. Das ist derzeit ein Problem.

In weiterer Zukunft planen wir, den Verkehr autonomer zu gestalten. Im Tunnel ließe sich das zum Beispiel sehr gut nutzen, die StadtBahnen würden so effektiver beschleunigen und weniger Energie verbrauchen. Die Fahrerin oder der Fahrer müsste dann nur noch den Fahrgastwechsel durchführen.

 

Zu guter Letzt: Welches Öffentliche Nahverkehrsmittel nutzen Sie persönlich am liebsten?

Da ich in Schildesche wohne, nehme ich gerne die Stadtbahn der Linie 1. Die Haltestelle liegt praktischerweise nur circa 50 Meter von meiner Haustür entfernt. Ansonsten fahre ich sehr viel und gerne mit dem Rad. Auch bei Regen. Für mich gibt’s kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung.

 

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